#1. Pushing Hands - der Kampf im Taiji (Tai Chi)

Wie bereits erwähnt, Taiji (Tai Chi) ist eine Kampfkunst. Von daher sollte das Kämpfen auch ein Teilaspekt des Trainings sein. Zu diesem Zweck üben wir am Samstag und Sonntag in den letzten 20-30 Minuten des Trainings Tui Shou („Schiebende Hände“). Aktives Schlagen oder Treten ist im Taijiquan Tabu. Stattdessen lernt ein jeder einen vielfältigen Umgang mit Kraft: es geht darum, „die Kraft zu hören“ (im Sinne von „zu erspüren“), die Kraft aufzunehmen, sie umzuleiten und eigene Kraft ab-/hinzuzugeben. Hierbei versucht der Schüler, seinen Übungspartner aus der Balance zu bringen. Gelingt dies, spricht man davon, dass die Balance des anderen „gebrochen ist“. In dem Moment, wo dies geschieht, hat der andere bereits „verloren“. Wichtig ist beim Kämpfen im Taiji (Tai Chi) ein respektvoller Umgang miteinander. Wenn wir beim Kämpfen „aufeinander hören“, kann ein Kampf bereits durch eine kleine Bewegung beendet sein – ein Außenstehender versteht dann oft nicht, was passiert ist. In unserer heutigen Zeit geraten wir in der Regel geistig/seelisch aus der Balance. Wenn wir lernen, den Kampf auf körperlicher Ebene zu verstehen, können wir auch den Kampf auf geistiger/seelischer Ebene besser begreifen.

#2. Mein Werdegang, wie kam ich zum Taiji (Tai Chi)

Kung Fu, Thai-Boxen, Kick-Boxen, Kuen Dao Win Chun, Yoga, Yang-Taiji… ich habe schon einige äußere und innere Stile ausprobiert, über mehrere Jahre trainiert und teilweise auch unterrichtet. Erst das Chen Taijiquan hat mich sofort überzeugt und auch gepackt: die Effektivität, gepaart mit der Philosophie, die dahintersteht, die direkten Körperkorrekturen, das war neu und einmalig. Sehr schnell merkte ich, dass hier etwas war, das mir entsprach und eine Resonanz in mir fand. Seit mehr als 10 Jahren trainiere ich nun Chen-Taijiquan, erhalte wöchentlich Privatstunden bei meinem Lehrer Frank Marquardt in Hamburg. Seit mehr als 10 Jahren unterrichte ich Chen-Taiji (Tai Chi) hier in Lübeck, montags und donnerstags indoors, am Wochenende im Stadtpark.

#3. Freies Training im Stadtpark in Lübeck

Jeden Samstag und Sonntag treffen wir uns im Lübecker Stadtpark um zusammen zu trainieren. Vom Frühling bis Herbst und auch bei akzeptabelm Wetter im Winter üben wir von 09:00 bis 10:00 Uhr unsere Formen. Eifrige Schüler erscheinen meist schon um 8:00 Uhr um teil an meinem eigenen Training zu nehmen. Wir stehen 30 Minuten in der Stehenden Säule. Danach laufen wir den ersten Satz der Seidenübungen (Frontal, Frontal mit Schritt, Zweihändige, Zweihändige mit Schritt und Rückwärtsschritte). Dieses dauert auch ca. 30 Minuten. Dann laufen wir die Form (Laojia Yilu). Wenn der Schüler an dem Punkt angekommen ist, bis wohin die Form gelernt wurde, unterbricht der Schüler die Form und tut sich mit den anderen Schülern zusammen um gemeinsam den erlernten Teil zu üben.

#4. Warum sollten wir Taijiquan (Tai Chi) praktizieren?

• Herz- und Kreislaufsystem: Ein Hauptrisikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der Bewegungsmangel. Der positive Beitrag des Taijiquan liegt in einer moderaten Steigerung der Ausdauerfähigkeit. Weitere Schwerpunkte des Taijiquan sind die Schulung von Koordination, Beweglichkeit, Kraft- und Entspannungsfähigkeit.
• Haltung- und Bewegungssystem: Durch Vermehrte einseitige körperliche Belastung, ein generelles eingeschränktes oder nicht-physiologisches Bewegungsverhalten und psychische Belastung in Beruf und Freizeit kommt es vermehrt zu Fehlbelastung und Verspannung in der Muskulatur.
• Stressbewältigung und Entspannung: Taijiquan als eine aktive Entspannungstechnik basiert sowohl auf dem Prinzip von Stressabbau durch Bewegung, als auch auf Imaginationsmethoden, welche ihre Wirkung gerade in der Verbindung von Körper und Geist entfalten.

#5. Taiji (Tai Chi) Tempel Park Bewegung für Körper und Geist

Ich unterrichte an Samstagen und Sonntagen morgens Taijiquan (Tai Chi), Chen-Stil, im Lübecker Stadtpark. Nach dem Hamburger Vorbild von „Taiji im Wohlerspark“, wo mein Lehrer Frank Marquardt mit Schülern das Taiji-Üben kultiviert, möchte ich auch in Lübeck das gemeinsame Üben unter freiem Himmel institutionalisieren. Unter den Bäumen die „Stehende Säule“ zu trainieren, oder, mit Blick auf den See, in einer Gruppe die Formen oder die „Seidenübungen“, hat etwas sehr Motivierendes, weil man dies in einer Gemeinschaft von Menschen mit gleichem Interesse ausübt. Und im Freien, in einer natürlichen Umgebung mit frischer Luft, ist man grundsätzlich dichter auch an der eigenen Natur.

Langfristig stelle ich mir den Stadtpark als Treffpunkt bewegungsfreudiger Menschen vor – Jogger, Walker, Hundebesitzer und Pétanque-Spieler treffen sich hier ohnehin bereits. Wenn auch noch Taiji- und Qigong-Übende verschiedener Stilrichtungen sich regelmäßig einfänden und miteinander agierten, würde das einen großen Gewinn für die Lübecker darstellen: ein Gewinn in Sachen Bewegungs- und Gesundheitssport.